Südwestlich des Kirchenareals liegt der Straßenzug Winkel, der den malerischsten Teil der Altstadt ausmacht und von dem Brand des Jahres 1847als einziger Abschnitt weitgehend verschont blieb. Hier befand sich der Kern der ehemals dörflichen Siedlung. Allerdings existierte neben ihm vor 1000 noch ein Oledorp, also ein „altes Dorf“, das unterhalb des Kanonenbergs am Ortshäuser Bach lag. Das dörfliche Bockenem umfasste vor der Stadtwerdung im Jahr 1300 die heutigen Straßenzüge Winkel, Rodentau und angrenzende kleine Stücke. Den Mittelpunkt bildete ein Thie, also ein Dorfplatz. Mit der räumlichen Erweiterung im Zuge der Stadtentwicklung wurde dieser Thieplatz nicht mehr benötigt, und man errichtete auf ihm die Heiliggeist-Kapelle und das Beguinehaus. Viele Häuser im Winkel erscheinen klein und unterscheiden sich von den Bürgerhäusern in den anderen Stadtstraßen. Noch im vorigen Jahrhundert gab es in diesem Teil der Stadt zahlreiche Kleinhandwerker.